unter „Trixi und Harry“ finden Sie kurze Unterhaltungen. In diesen Unterhaltungen finden sich immer wieder neue, andere Perspektiven, die ein anderes Nachdenken und Herangehen an alltägliche Situationen möglich erscheinen lassen.

„Kennst Du das? Dein Kopf ist komplett voll und Du hast das Gefühl, da geht nichts mehr hinein?“ Harry ist neugierig.

„Klar, kenne ich gut“, erwidert Trixi. „Ich habe ganz schön lange gebraucht, bis ich ein Rezept dafür hatte, meinen Kopf frei zu bekommen und dafür zu sorgen, dass mir wieder gut geht.“

„Da gibt es ein Rezept?“ Harry fragt ungläubig. „Das hätte ich gerne!“

„Ja, aber mit einer kleinen Schwierigkeit,“ meint Trixi. „Das Rezept sieht für jeden etwas anders aus. Eigentlich ist es sogar so, dass die Zutaten zu diesem Rezept sehr persönlich sind. Du kommst also nicht darum herum, dir dein eigenes Rezept zusammen zu stellen, aber ich kann dir sagen, worauf ich achten muss.“

„Na, dann mal los!“, ermuntert Harry.

„Also – bei mir funktioniert das so, dass ich kurz überlege, was ich da alles im Kopf habe. Dabei staune ich oft, was mein Kopf alles gleichzeitig hin bekommt. Das achte ich sehr. Dann tue ich so als wenn mein Kopf mir etwas sagen will. Etwas wie: Du musst dich um etwas kümmern, bevor du mich weiter füllen darfst! Und meistens gibt es da ein paar Dinge, die ich entscheiden oder erledigen oder vertagen kann. Die auf jeden Fall zuerst dran sind, bevor ich etwas Neues angehen kann.“ Trixi lächelt nachdenklich.

„Dann ist dieses Gefühl ja nicht nur lästig, sondern kann ein wichtiger Verbündeter sein, der mir hilft auf mich zu achten. Ist ja Spitze!“, freut sich Harry.

„Kennst du das? Plötzlich rufen Leute an von denen du seit langem nichts gehört hast und fragen, wie es dir geht, was du machst, wünschen Dir schöne Festtage und einen guten Rutsch. Dabei sind welche, an die habe ich schon ganz lange nicht mehr gedacht.“ Harry schüttelt nachdenklich den Kopf.

„Ich bin auch so ein Anrufer,“ erwidert Trixi. „Wenn ich in diesen Tagen Ruhe habe und Bilanz ziehe kann es passieren, dass mir dabei Menschen einfallen, die in meinem Leben eine Rolle gespielt haben. Auch wenn sie aktuell  keine Rolle mehr spielen, kann es passieren, dass ich Lust habe, sie anzurufen, um zu wissen, was mit ihnen ist.“

„Es ist so als wenn man den Fundus von Menschen in seinem Leben aktualisiert und dabei würdigt, welche Rolle und welche Bedeutung sie zu einer bestimmten Zeit für einen gehabt haben,“ Harry nickt. „Und während ich mich daran erinnere, erinnere ich ja auch, wie ich in der Begegnung mit diesem Menschen war. Das macht mir ein vollständiges Bild von mir – auch von Fähigkeiten und Erfahrungen, die ich vergessen habe.“

Trixi schmunzelt: „Dann lass uns die Zeit nutzen, um unseren Fundus an Menschen zu aktualisieren und uns dabei auch an uns in den unterschiedlichen Kontakten mit den dazugehörenden Erfahrungen und Fähigkeiten zu erinnern. Das ist ein Geschenk, das können wir uns und den anderen machen – einfach so.“

mit dem ich zufrieden war und dann bekomme ich Zahnschmerzen. Alles vorbei und zuerst mal zum Zahnarzt“, berichtet Trixi. „Bei Zahnschmerzen kann ich nur dafür sorgen, dass die Schmerzen aufhören!“

„Kenne ich!“, meint Harry. „Und was war mit deinem Plan?“

„Der war mir in dem Moment so was von egal.“ Trixi ist sich sicher.

„Ist es nicht verrückt?“ fragt Harry. „Bei Zahnschmerzen sind wir bereit, unsere Planung über den Haufen zu werfen, aber wenn es jemanden in unserer Umgebung schlecht geht und Zeit notwendig wäre, sich um ihn zu kümmern oder wenn ich gebeten werde, kurz zu helfen – dann ist der Plan  wichtig. Oder ich werde bei etwas unterbrochen und bin darüber genervt und ärgerlich, weil ich ja einen Plan habe. Und es gibt nur ganz wenige Ausnahmen, bei denen ich den Plan nicht so wichtig nehme, sondern etwas anderes vorziehe.“

„So ein Plan ist ja eine Hilfe an alles zu denken und in einer vernünftigen Zeit mit dem fertig zu werden, was man tun will. Und dann wird daraus plötzlich ein Korsett, aus dem ich nicht heraus kann.“ Trixi schüttelt den Kopf.

„Einen Plan haben macht sicher, aber Lebendigkeit und Spontaneität sind auch wichtig.“, erwidert Harry. „Ein Plan ist keine Einbahnstraße und jeder kann immer neu entscheiden, was jetzt gerade richtig und angemessen ist: der Plan oder etwas anderes.“

Trixi nickt: „Die Freiheit nehme ich mir!“

„Hast du schon gehört? Der B. hat sich verändert,“ fragt Harry.

„Wie meinst du das – der hat sich verändert?“, fragt Trixi. „Hat B. den Job gewechselt oder seinen Partner, ist er umgezogen? Hat B. eine Lebenskrise durchgemacht, die ihn reifer und zufriedener oder eben unzufrieden und krank gemacht hat? Was also meinst du damit: Der B. hat sich verändert?“

Harry schaut Trixi irritiert an. „Ich wollte eigentlich nur erzählen, dass B. umgezogen ist. Aber du fragst mich da gleich Sachen.“

„Nun ja“, antwortet Trixi. „Veränderungen können sich auf vieles beziehen. Vieles ist Anlass für Veränderung, die wir selbst oft gar nicht merken.“

„Wie meinst du das?“ Harry ist neugierig geworden.

„Weißt du, alle geänderten Lebensumstände, Erfahrungen, tägliche Ablauf, neue Menschen und Situationen, wirken sich aus und verändern uns – manchmal wenig, manchmal mehr. Viele dieser Veränderungen merkt man selbst nicht, andere wirken sich massiv im Leben aus.“ Trixi ist in ihrem Element. „Und genauso, wie die Umstände etwas mit uns machen, können wir über die Änderungen von Umständen, mit denen wir es zu tun haben, gezielt Anlässe und Chancen für Veränderungen schaffen.“

„Du meinst, man kann den Prozess einfach auch herumdrehen?“ Harry ist ver-blüfft. „Das sind ja ganz neue Möglichkeiten, die sich da auftun!“

Trixi lacht: „Du musst sie nur nutzen! Und wie das geht, kann jeder lernen!“

sagt Harry und schüttelt den Kopf. „Ich war so sicher, dass für meine Tochter die Schule kein Problem ist und jetzt … – ich bin vielleicht enttäuscht!“

„Da hast du die Rechnung wohl ohne den Wirt gemacht, was?“ Trixi guckt mitfühlend.

„Ich weiß überhaupt nicht, wie mir das passieren konnte. Ich habe nicht mitbekommen, dass sie Schwierigkeiten hat. Und dann meldet sich die Schule.“ Harry kann es immer noch nicht fassen. „Und jetzt fallen mir eine ganze Reihe von Situationen ein, bei denen ich hätte aufmerksam werden müssen.“

„Na klar, wenn du etwas nicht in deiner Vorstellungswelt hast, dann siehst du das auch nicht, wenn es direkt vor dir geschieht.“ Trixi nickt. „Das ist nichts Besonderes. Das passiert allen jeden Tag ein paar Mal. – Und was machst du jetzt damit?“

Harry denkt nach: „Ich hatte so eine klare Vorstellung, wie meine Tochter ist, dass ich nicht mehr auf sie geschaut habe, um zu sehen, wie es ihr geht, was ihr gefällt, was schwierig für sie ist. Ich dachte, das alles wüsste ich. Da habe ich mich getäuscht! Ich fange jetzt schleunigst wieder an mit ihr zu reden und ihr zu zu hören. Ich will schließlich wissen, wie sie wirklich ist – und nicht, welche Vorstellung ich von ihr habe! Und dann bekommen wir die schwierigen Dinge bestimmt gemeinsam in den Griff!“

„Dann kannst du ja froh sein, dass Euch das passiert ist.“ Trixi lacht. „Eine richtige Ent-Täuschung!“