unter „Trixi und Harry“ finden Sie kurze Unterhaltungen. In diesen Unterhaltungen finden sich immer wieder neue, andere Perspektiven, die ein anderes Nachdenken und Herangehen an alltägliche Situationen möglich erscheinen lassen.

„Weißt du noch? Kannst du dich noch  erinnern? Damals! – Alles Formulierungen, die wir jetzt wieder nutzen, wenn wir an den dunklen Spätnachmittagen und Abenden zusammen sitzen und Tee gegen die Kälte trinken.“ Trixi schmunzelt. „Und das jedes Jahr zu dieser Zeit wieder neu.“

„Das kenne ich auch wieder“, sagt Harry. „So als wenn Regen, Dunkelheit und Kälte es provozieren, dass wir uns mit dem beschäftigen, was vergangen ist.“

„In den letzten Jahren sind es neben Geschichten und Erlebnissen immer mehr auch Menschen, an die ich mich erinnere. Menschen, mit denen ich was erlebt habe und Menschen, die in der Zwischenzeit gestorben sind.“ Trixi denkt nach. „Eben wichtige Menschen!“

Harry nickt: „Für mich ist es so, dass diese wichtigen Menschen, Erlebnisse und Geschichten in meiner Erinnerung weiterleben. Genauso ist es mit den schlechten Erinnerungen.“

„Gerade bei den schlechten Erinnerungen geht es mir so, dass ich die Situationen immer wieder durchgehe, um zu sehen, was hätte ich anders machen oder  sagen können,“ sagt Trixi. „Manchmal finde ich eine gute Lösung für die Situation in der Vergangenheit und ich kann mich dann auf eine freundlichere Weise daran und an die Person erinnern!“

Harry nickt: „Erinnern ist eine gute Form, jemanden oder etwas in meinem Leben zu halten und zu meiner Verfügung zu haben. Dafür nehme ich mir gerne etwas Zeit.“

„Mich macht es zufriedener!“ lächelt Trixi.

„Sie sollen sich ‚wenigstens’ entschuldigen, fordern Politiker von Bankern. Mir fällt das schwer, mich zu entschuldigen. Ich mache das nur, wenn ich denke, dass etwas nicht in Ordnung war, was ich gesagt oder gemacht habe. Aber ich lasse mich doch nicht dazu auffordern.“ Trixi denkt laut.

„Für dich gehören ‚sich entschuldigen’ mit  ‚die Verantwortung für dein Verhalten übernehmen’ zusammen. Dann kann dich niemand anderes auffordern, dich verantwortlich zu fühlen und dich zu entschuldigen. Was da öffentlich im Moment passiert, das klingt nach Ritual, aber nicht nach Verantwortung.“ Harry nickt.

„So eine Entschuldigung will ich nicht haben“, sagt Trixi. „Ich möchte sicher sein, dass derjenige, der sich entschuldigt, selber darauf achtet, dass er sich nicht noch einmal so verhält. Dann hat die Entschuldigung für mich Wert. Bekannte, die sich immer wieder für das Gleiche entschuldigen, will ich ja auch nicht in meinem Umfeld haben.“

„Du meinst, dass ‚sich entschuldigen’ das Versprechen beinhaltet, sich in Zukunft anders zu verhalten?“, fragt Harry.

„Genau!“ Trixi nickt. „Damit zeigt mir der Andere seine Wertschätzung. Er sagt: ‚Ich habe dich verletzt. Das tut mir leid. Ich möchte dich nicht verletzten und werde in Zukunft besser auf dich achten.’ Da ist die Entschuldigung ein Beitrag zur Verbesserung unserer Beziehung.“

„Eine Entschuldigung eignet sich nicht als Ritual!“ Harry stimmt zu. „Dazu ist sie zu wichtig!“

„Das macht mich fertig, du hörst nur noch von Krisen: Finanzsysteme, Banken, Fondsgesellschaften, Island, einfach unglaublich.“ Trixi ist echt genervt.

„Das ist nicht mehr zu verstehen für uns Normale“, meint Harry. „Und das macht es so schlimm!“

„Wie meinst du das?“ fragt Trixi.

„Weißt du“, erklärt Harry,  „wenn du dir nicht erklären kannst, was passiert und du keine Idee hast, wie es sich weiter entwickelt, dann hast du für den Umgang mit der Situation auch keine Kompetenz. Dann ist es ein Glücksspiel, ob das, was du tust, richtig ist für dich und in der Situation oder nicht!“

„Versteh’ ich!“ Trixi nickt: „Du meinst, dass sich jetzt viele Leute sorgen, ob ihr Spargroschen sicher ist, ob sie der richtigen Bank vertrauen, dem richtigen Berater und so – und kein Kriterium haben, um sich zu vergewissern, es ist richtig oder falsch.“

„Genau!“ sagt Harry. „Du kannst auf Experten hören, kannst alles lesen, jede Talkshow sehen. Letztlich entscheidet, was gibt dir die Ruhe und die Sicherheit, dass du die Auswirkungen der Krise auf dich und deine Situation in die Hand nimmst. Dann handelst du ruhig und sicher. Du hast dann wieder deinen eigenen Boden unter deinen Füssen – und dann kannst du mit fast allem umgehen.“

„Dann guck ich nicht nur nach dem, was Experten für richtig und falsch halten. Dann guck ich vor allem danach, dass ich mich sicher fühle, mit dem, was und wie ich es mache!“ Trixi lächelt. „Das klingt gut!“

„Kennst du das? Du bist absolut sicher, dass irgendetwas so und nicht anders ist – und tatsächlich ist dieses Etwas dann doch ganz anders …“, fragt Trixi.

„Ja, kenne ich von mir und habe auch mit Anderen da schon echt schöne Geschichten erlebt“, lacht Harry. „Alle Geschichten haben gemeinsam, dass es für einen Moment keinen Unterschied gibt zwischen dem, wie ich  über eine Sache, eine Situation nachdenke und die Sache oder Situation selbst. So als wenn in diesem Moment jemand die Speisekarte versucht zu essen, anstatt die Speise. Und das kann von außen betrachtet schon sehr komisch aussehen!“

„Aber manchmal ist das doch bestimmt auch tragisch, was da passiert?“, meint Trixi.

„Das stimmt“, nickt Harry. „Vor allem für denjenigen, dem das passiert. Der hat dann wohl vergessen, dass alle Fantasien, Gedanken, Wünsche und Befürchtungen immer wieder am wirklichen Leben überprüft werden müssen – und zwar so, dass das wirkliche Leben auch eine Chance hat. Viele überprüfen so, dass ihre Gedanken und Fantasien (oder Vorurteile) bestätigt werden. Das nennt man dann eine ‚sich selbst erfüllende Prophezeiung’.“

„Das ist aber nicht immer einfach“, sagt Trixi.

„Stimmt, aber jeder kann sich Unterstützung dabei holen.“ Harry ist sich sicher. „Das Leben wird jedenfalls schöner!“

„Na, dann lohnt sich ja der Aufwand!“ freut sich Trixi.

„Kennst du das? Du denkst nach und findest nicht heraus, was wirklich Bedeutung für dich hat?“, fragt Harry.

„Kenne ich! Ich bekomme heraus, was für mich wichtig und bedeutsam ist, wenn ich weiß, wie ich mich darauf beziehe, welche Beziehung ich dazu habe.“ Trixi sieht nachdenklich aus.

„Das bedeutet ja, dass es nicht um ‚Denken’ geht, sondern um dein Gefühl, wie du dich in der Beziehung zu etwas oder jemandem fühlst?“, fragt Harry.

„Genau!“ meint Trixi. „Meine Erfahrung ist eher, dass ich weniger merke, was bedeutsam für mich ist, je mehr ich denke. Es ist eher so, dass das Nachdenken mich behindert, heraus zu bekommen, was bedeutsam für mich und mein Leben ist.“

„Mir geht das so, dass – wenn ich darüber nachdenke – ich sicher bin, dass ich nicht ganz unvernünftig bin. Wenn ich dagegen meinem Gefühl nachgehe, kommt da manchmal was Unvernünftiges bei raus, was wichtig und bedeutsam für mich ist. Das muss ich dann erstmal akzeptieren. Das ist nicht immer einfach.“ Harry lächelt versonnen.

„Und wobei bist du mehr du selbst und fühlst dich lebendig?“, will Trixi wissen.

„Wenn ich mich darauf einlasse zu fühlen, was mir wichtig ist und was welche Bedeutung für mich hat!“, da ist Harry sich sicher.

„Dann ist ‚Denken’ also die Form, wie du dich behinderst? Und ‚fühlen’ und ‚merken’ die Form, lebendig und mehr du selbst zu sein?“, fragt Trixi. „Na, da würde ich ja nur noch merken und fühlen!“