unter „Trixi und Harry“ finden Sie kurze Unterhaltungen. In diesen Unterhaltungen finden sich immer wieder neue, andere Perspektiven, die ein anderes Nachdenken und Herangehen an alltägliche Situationen möglich erscheinen lassen.

„Das Leben wird immer anstrengender“, beklagt sich Harry. „Mehr Informationen, mehr Alternativen und weniger Gestaltungsmöglichkeiten – das macht mich ganz schön fertig.“
„Verstehe.“ Trixi nickt. „Es wird immer alles komplizierter ohne dass die Lebensqualität besser wird. Im Gegenteil, ich brauche mehr Zeit und Anstrengung, alles so zu organisieren, wie ich es haben will.“
„Genau!“, meint Harry. „Ich verliere mich in Kriterien für Entscheidungen und werde immer unsicherer. Ich habe jetzt ausprobiert, grundsätzliche Kriterien für meine Entscheidungen zu nehmen.“
„Wie meinst du das?“, fragt Trixi.
Harry denkt nach. „Ich will mich z.B. gesund ernähren. Ich kann dann bei jedem Produkt die Werte für Kalorien, Fette miteinander vergleichen. Oder ich schaue, welches Produkt gibt mir eine leicht verständliche und eindeutige Information, nimmt mich also als Verbraucher ernst und erfüllt meine Anforderungen für gesunde Ernährung. Das nehme ich dann – fertig.“
„Ja, aber das kann doch dann sein, dass du nicht das beste Produkt hast.“ Trixi zweifelt.
„Stimmt!“ nickt Harry. „Ich habe nur ein gutes Produkt, kein Besseres. Aber „gut“ ist nicht so anstrengend wie „besser“. Gute Produkte, gute Freunde, gute Laune, gute Beziehungen zu Partner und Kindern …“.
„Klingt gut und ist vielleicht für viele Entscheidungen ein richtiges Kriterium!“, nickt Trixi.

„Kennst du das auch: Da benimmt sich jemand in deiner Nähe als wenn er völlig alleine auf der Welt wäre und nimmt auf gar nichts und niemanden Rücksicht?“, fragt Harry Trixi.

Harry ist gerade mit der Bahn aus Süddeutschland zurückgekommen.

Trixi grinst: „Klingt nach interessanten Erfahrungen, die du bei deiner Bahnfahrt gemacht hast!“

„Stimmt!“, nickt Harry. „Es ist echt unglaublich, was man da erlebt – und man kann ja nicht weg. Da ist es schon ganz schön schwierig, sich nicht noch zusätzlich mit schlechter Stimmung zu belasten und seine gute Laune zu behalten.“

„Verstehe ich gut“, meint Trixi. „Ich denke dann immer, dass die Menschen wenig Sensibilität und Gefühl für sich haben, wenn sie sich anderen so zumuten. Eigentlich schade!“

„Identifikation täte Not!“, Harry ist sich sicher. „Wie wäre es für mich, wenn ich der Andere wäre, und ich mich – wie ich jetzt bin und mich verhalte – ertragen müsste? Das wäre die richtige Fragestellung!“

„Ja schon“, meint Trixi. „Aber sensibel und mehr Gefühl heißt immer auch, sich auf mehr Unsicherheit einlassen – und dafür braucht es Ermutigung!“

„Klar!“, erwidert Harry. „Und dann meckert so einer wie ich den Anderen an, dass er Rücksicht nehmen soll. Dass da dann das Gegenteil bei herauskommt ist auch klar!“

„Also heißt das doch: Sei freundlich mit Dir und den Anderen – soweit du kannst – dann kommt die Rücksicht irgendwann von selbst!“

Trixi ist Optimistin.

„Kennst du das auch? Manchmal geht mir einfach alles zu langsam.“ Trixi ist neugierig.

„Ja, kenne ich auch!“, Harry nickt. „Vor allem dann, wenn ich warte, dass endlich was passiert und schon vorher ungeduldig bin. Dann geht mir das schon auf den Wecker, wenn andere nicht sofort und alles parat haben und nicht sofort und schnell funktionieren. Ich könnte dann aus der Haut fahren.“

„Na ja, das spricht ja dafür, dass das eine wichtige Rückmeldung zu dir selbst ist, wenn dir das passiert.“ Trixi fragt nach.

„Ich glaube,“ meint Harry, „wenn ich ausgefüllt bin und es mir gut geht, dann bin ich nicht ungeduldig mit anderen, sondern kann ihnen ihre Zeit zugestehen für das, was sie tun wollen oder sollen. Wenn ich aber fixiert bin auf etwas bestimmtes, dann bin ich eben auch schnell ungeduldig und mir geht eben alles zu langsam.“

„Das bedeutet doch“, meint Trixi, „du kannst in zwei Richtungen schauen: Du kannst schauen, was deine Ungeduld dir über dich sagt und was du machen kannst, um geduldig zu sein – und ganz nebenher noch dafür sorgen, dass es dir gut geht mit dir. Und zum anderen kannst du nach anderen schauen, deren Langsamkeit zum Anlass nehmen, dich ärgern, sie beschimpfen, sie für unfähig halten und so weiter und so fort.“

„Schon allein, wie du das sagst!“ Harry ist entrüstet. „Da kann ich doch gar nicht anders als nach mir zu schauen!“

„Dann ist ja gut!“, lacht Trixi verschmitzt.

„Überall Probleme und ich weiß überhaupt nicht, wie damit umgehen?“ stöhnt Trixi.

„Ich kenne eine Alternative“, meint Harry.

„Wie – Alternative?“, will Trixi wissen.

„Nun“, antwortet Harry, „Du kannst dir alles ansehen wie ein Problem. Dann geht deine Kraft weg und die Probleme erschlagen dich. Du kannst aber auch nach dem Bedürfnis schauen, worauf das Problem hinweist. Dann kannst du etwas tun, dass dieses Bedürfnis erfüllt wird und das Problem wird immer kleiner. Du verlierst dabei nicht deine Kraft und Energie, sondern gewinnst mehr davon, je mehr du auf deine Bedürfnisse acht gibst.“

„Du meinst, wenn ich z.B. ein Problem mit meinem Partner habe, weil ich mich eingeengt fühle, dann kann es sein, dass ich mich zuwenig selber fühle und erlebe? Und wenn ich daran etwas ändere, löst dies auch mein Problem mit dem Partner?“ Trixi fragt nach.

„Genau!“ nickt Harry. „Oft weisen Probleme auf Bedürfnisse hin, die wir nicht registriert haben, die aber wichtig und berechtigt sind. Und wenn wir diese dann achtsam behandeln und versuchen zu erfüllen, dann verlieren die Probleme ihren Sinn. Also ist es viel wichtiger, über Lösungen zu denken und zu sprechen als über Probleme – auch wenn diese der wichtige Hinweisgeber waren.“

„Dann können Probleme mir helfen, mich wohler zu fühlen und mein Leben besser zu leben?“ lacht Trixi. „So habe ich das ja noch nie gesehen! Na dann – auf zu den Lösungen!“

„Kennst du das? Du hast mit jemandem einen Konflikt und stellst deine Position zurück, damit eine Einigung möglich wird. Du nimmst Abstriche hin, damit der Konflikt vom Tisch ist. Und plötzlich fordert und fordert die andere Seite.“ Harry schaut Trixi fragend an.

„Kenne ich!“, meint Trixi. „ Manchmal verwechseln Menschen Einigungsbereitschaft mit Konfliktscheu.“

„Und was mache ich jetzt?“ Harry will es wissen.

Trixi ist sich sicher. „Du siehst, wer den Konflikt betreibt. Du kannst entscheiden, ob du einsteigst in diesen Konflikt oder nicht.“

„Also steige ich dann wohl ein!“ Harry nickt. „Mir gefällt das nicht, aber ich hatte klar gesagt, bis wo ich bereit bin der anderen Seite entgegen zu gehen.“

„Du kannst versuchen, freundlich zu sein.“ Trixi denkt nach. „Vielleicht hast du ja selber zu dieser Situation beigetragen, weil deine Signale missverständlich waren.“

„Du meinst, wenn ich mich eindeutig verhalten hätte, wäre die Situation anders? – Klar, wenn der Andere nicht mitbekommt, dass ich ihm schon bis zur Schmerzgrenze entgegen komme, kann er das auch nicht würdigen. Also bin ich zuständig, dass die andere Seite mich richtig versteht.“ Harry ist nachdenklich.

„Genau! Klare Positionen verstehbar zu formulieren klärt den Standpunkt. Einigung braucht Konfliktbereitschaft, sonst ist sie nicht tragfähig.“ Trixi nickt.

„Dann muss es auch mal hart zur Sache gehen, damit es harmonisch werden kann.“ Harry ist zufrieden.