„Kennst du das? Plötzlich rufen Leute an von denen du seit langem nichts gehört hast und fragen, wie es dir geht, was du machst, wünschen Dir schöne Festtage und einen guten Rutsch. Dabei sind welche, an die habe ich schon ganz lange nicht mehr gedacht.“ Harry schüttelt nachdenklich den Kopf.

„Ich bin auch so ein Anrufer,“ erwidert Trixi. „Wenn ich in diesen Tagen Ruhe habe und Bilanz ziehe kann es passieren, dass mir dabei Menschen einfallen, die in meinem Leben eine Rolle gespielt haben. Auch wenn sie aktuell  keine Rolle mehr spielen, kann es passieren, dass ich Lust habe, sie anzurufen, um zu wissen, was mit ihnen ist.“

„Es ist so als wenn man den Fundus von Menschen in seinem Leben aktualisiert und dabei würdigt, welche Rolle und welche Bedeutung sie zu einer bestimmten Zeit für einen gehabt haben,“ Harry nickt. „Und während ich mich daran erinnere, erinnere ich ja auch, wie ich in der Begegnung mit diesem Menschen war. Das macht mir ein vollständiges Bild von mir – auch von Fähigkeiten und Erfahrungen, die ich vergessen habe.“

Trixi schmunzelt: „Dann lass uns die Zeit nutzen, um unseren Fundus an Menschen zu aktualisieren und uns dabei auch an uns in den unterschiedlichen Kontakten mit den dazugehörenden Erfahrungen und Fähigkeiten zu erinnern. Das ist ein Geschenk, das können wir uns und den anderen machen – einfach so.“

 – Komm! Ich erzähl Dir eine Geschichte:

Diese Geschichte habe ich von einem Freund, der mir erzählte, dass eine Freundin ihm berichtet habe, sie habe eines Tages einen Traum gehabt. Und der ging so:

In einer anderen Zeit und in einem anderen Land begab es sich, dass einmal im Jahr alle Menschen ganz hektisch werden. In den Familien hat dabei jeder seine Art, hektisch zu sein: Die Kinder sind aufgeregt und machen sich Gedanken, ob ihr Geschenk dieses Jahr größer, besser und schöner sein wird, als im letzten Jahr.
Die Väter kümmern sich um den Tannenbaum und – manches Mal, wenn es besonders gut läuft – schmücken sie ihn auch noch. Ansonsten ziehen sie sich nach Möglichkeit zurück und versuchen der Atmosphäre zu entkommen.
Die Mütter kaufen Geschenke und Nahrungsmittel ein, putzen die Wohnungen und Häuser und hängen kleine Männer in roten Kapuzenmänteln an die Hauswände, die Regenrinnen oder aufs Dach, kochten das Essen und packten die Geschenke ein.
Nun war es dort nicht selten so, dass die Mütter keine ruhige Minute hatten und dachten: Wieso muss ich das alles alleine organisieren und bin alleine dafür zuständig, dass alles gut gemacht ist und sich dann, wenn die Bescherung ist, alle wohl fühlen und sich freuen, damit für einige Stunden kein Ärger, keine Probleme und keine Diskussionen aufkommen?
Und dann hörten sie eine imaginäre Männerstimme, die sagt: Liebe Mutter! Wer außer dir könnte diese ganzen Aufgaben in dieser kurzen Zeit lösen und dabei noch so gut gelaunt sein? Stell Dir vor, dein Partner versucht dies – oder deine Kinder! … Du siehst, wenn du ein schönes Fest haben möchtest, gibt es niemanden sonst, der das alles bewerkstelligen könnte! Nimm die Anforderungen an dich als unser Geschenk an, das Geschenk deiner Lieben an dich, mit dem sie dir sagen: Dir trauen wir zu, dass du das alles hin bekommst. Dass du uns so gut kennst, dass du alle ausgesprochenen und unausgesprochenen Forderungen und Wünsche berücksichtigst und erfüllst. Dass du uns verwöhnst und wir es nicht einmal merken, welchen Stress du mit den ganzen Arbeiten hast. Und wenn einmal nicht alles zu unserer Zufriedenheit ist, können wir dich ja immer noch anmeckern und beschimpfen!

Eines Tages trafen sich in dieser anderen Zeit und in diesem anderen Land zwei Frauen beim Einkaufen und die eine berichtete, dass sie gerade vorher diese imaginäre Männerstimme gehört habe. Die andere schüttelte nachdenklich den Kopf und sagte: Wenn ich alle Anforderungen und Wünsche von anderen als Geschenk und Kompliment an mich verstehen soll, dann will ich aber auch entscheiden, welches Geschenk und Kompliment ich annehme und welches nicht. Ich sage dieser imaginären Stimme: „Ich danke dir für dieses Kompliment und Geschenk. Damit ich es würdigen kann und mich daran erfreuen kann, brauche ich es, dass ich nicht immer alle Komplimente und Geschenke, die an mich gerichtet sind, annehme. Ich will eine Auswahl treffen von Forderungen und Geschenken, die ich erfüllen will. Diese Auswahl erst versetzt mich in die Lage, jede Anforderung und jedes Geschenk so anzusehen und sie zu würdigen und zu schätzen. Auch wenn das bedeutet, dass ich nicht jeder Anforderung und jedem Geschenk nachkomme.“

Da erwachte die Freundin und dachte: Wenn ich auf diese Art Anforderungen ansehe und mit ihnen umgehe, dann wird mir das gut tun. Und sie kuschelte sich noch einen Moment zufrieden in die Kissen.

– Komm! Ich erzähl Dir eine Geschichte:

Diese Geschichte habe ich von einem Freund, der mir erzählte, dass eine Freundin ihm berichtet habe, sie habe eines Tages einen Traum gehabt. Und der ging so:

In einer anderen Zeit und in einem anderen Land begab es sich, dass die Kinder ihren Eltern die Wünsche von den Augen ablasen. Sie waren freundlich und zuvorkommend – und oft hatten sie schon die Wünsche und Anforderungen der Eltern erfüllt, bevor die Eltern selbst die Wünsche und Anforderungen überhaupt bemerkt hatten.

Und so geschah es, dass die Eltern sich an den Kindern freuten und die Kinder dachten, sie hätten die besten Eltern der Welt, weil sie nie stritten und miteinander in schwierige Situationen kamen.

Eines Tages trafen sich zwei Frauen und eine sprach: „Ich fühle mich als Mutter so unnütz und überflüssig. Alles, was ich möchte, dass mein Kind tut, tut es – und das manchmal bevor ich überhaupt weiß, dass ich das möchte. Ich denke, mein Kind ist mein besseres Ich – und jetzt weiß ich nicht mehr, was ich dann soll …“

Und die andere Frau antwortete: „Wenn dein Kind dein besseres Ich ist, wo ist dann das Ich deines Kindes?“

Daraufhin wurde die Mutter ganz still. Und nach einer Weile meinte sie: „Vielleicht ist es besser, jeder ist er selbst und dann schauen wir, dass wir miteinander klar kommen – so schwierig das manchmal auch sein mag.“

Da wachte die Frau auf und dachte: Gott sei Dank ist es auch manchmal schwierig mit den Kindern … !“

mit dem ich zufrieden war und dann bekomme ich Zahnschmerzen. Alles vorbei und zuerst mal zum Zahnarzt“, berichtet Trixi. „Bei Zahnschmerzen kann ich nur dafür sorgen, dass die Schmerzen aufhören!“

„Kenne ich!“, meint Harry. „Und was war mit deinem Plan?“

„Der war mir in dem Moment so was von egal.“ Trixi ist sich sicher.

„Ist es nicht verrückt?“ fragt Harry. „Bei Zahnschmerzen sind wir bereit, unsere Planung über den Haufen zu werfen, aber wenn es jemanden in unserer Umgebung schlecht geht und Zeit notwendig wäre, sich um ihn zu kümmern oder wenn ich gebeten werde, kurz zu helfen – dann ist der Plan  wichtig. Oder ich werde bei etwas unterbrochen und bin darüber genervt und ärgerlich, weil ich ja einen Plan habe. Und es gibt nur ganz wenige Ausnahmen, bei denen ich den Plan nicht so wichtig nehme, sondern etwas anderes vorziehe.“

„So ein Plan ist ja eine Hilfe an alles zu denken und in einer vernünftigen Zeit mit dem fertig zu werden, was man tun will. Und dann wird daraus plötzlich ein Korsett, aus dem ich nicht heraus kann.“ Trixi schüttelt den Kopf.

„Einen Plan haben macht sicher, aber Lebendigkeit und Spontaneität sind auch wichtig.“, erwidert Harry. „Ein Plan ist keine Einbahnstraße und jeder kann immer neu entscheiden, was jetzt gerade richtig und angemessen ist: der Plan oder etwas anderes.“

Trixi nickt: „Die Freiheit nehme ich mir!“

„Hast du schon gehört? Der B. hat sich verändert,“ fragt Harry.

„Wie meinst du das – der hat sich verändert?“, fragt Trixi. „Hat B. den Job gewechselt oder seinen Partner, ist er umgezogen? Hat B. eine Lebenskrise durchgemacht, die ihn reifer und zufriedener oder eben unzufrieden und krank gemacht hat? Was also meinst du damit: Der B. hat sich verändert?“

Harry schaut Trixi irritiert an. „Ich wollte eigentlich nur erzählen, dass B. umgezogen ist. Aber du fragst mich da gleich Sachen.“

„Nun ja“, antwortet Trixi. „Veränderungen können sich auf vieles beziehen. Vieles ist Anlass für Veränderung, die wir selbst oft gar nicht merken.“

„Wie meinst du das?“ Harry ist neugierig geworden.

„Weißt du, alle geänderten Lebensumstände, Erfahrungen, tägliche Ablauf, neue Menschen und Situationen, wirken sich aus und verändern uns – manchmal wenig, manchmal mehr. Viele dieser Veränderungen merkt man selbst nicht, andere wirken sich massiv im Leben aus.“ Trixi ist in ihrem Element. „Und genauso, wie die Umstände etwas mit uns machen, können wir über die Änderungen von Umständen, mit denen wir es zu tun haben, gezielt Anlässe und Chancen für Veränderungen schaffen.“

„Du meinst, man kann den Prozess einfach auch herumdrehen?“ Harry ist ver-blüfft. „Das sind ja ganz neue Möglichkeiten, die sich da auftun!“

Trixi lacht: „Du musst sie nur nutzen! Und wie das geht, kann jeder lernen!“