“Mama, haben die kein Fahrrad?”,

ruft der kleine Kerl da und wir hatten beim Joggen kaum noch die Puste, um zu lachen“, berichtete Harry schmunzelnd.

„Na, da wird der Kleine sich noch oft wundern, bis der groß ist“, meinte Trixi. „Bis der gelernt hat, dass es mehr als eine Begründung für das Tun von jemandem gibt – und vor allem, dass die eigene Idee über die Motive Anderer lange nicht die zutreffende Idee sein muss.“

„Eher im Gegenteil“, meinte Harry. „Viele Erwachsene haben keine Idee davon, dass ihre Vermutungen über Motive von anderen oft nichts anderes sind als Fantasien.“

„Wie Fantasien?“, wollte Trixi wissen. „Nun ja, Fantasien sind Vermutungen, die sich nicht direkt wahrnehmen lassen. Du kannst eben ein Motiv nicht sehen, hören, riechen, schmecken oder tasten“, erklärte Harry.

„Ja, aber – wie kommt es dann dazu, dass jemand über einen anderen sagen kann, er habe das und das getan, um einem anderen eins auszuwischen?“, fragte Trixi nach.

„Ich meine, Du kannst das Tun beobachten, aber nicht das Motiv. Also macht derjenige, der was tut auf den Beobachter den Eindruck, er wolle jemandem eins auswischen. Aber um das vermuten zu können, muss der Beobachter das Gefühl oder das Aussehen oder so kennen. Am wahrscheinlichsten ist es, dass er – wenn er selber jemandem eins auswischen wollte – sich genau so verhalten würde!“ Harry war in seinem Element.

„Du meinst“, fragte Trixi nachdenklich, „eigentlich sagt so eine Fantasie garnicht so viel aus über den, der da beschrieben wird, sondern mehr über den, der beschreibt?“ „Genau!“, sagte Harry, „Fantasie eben von dem, der sie hat!“

Aber hallo, dachte ich. Ich sollte vielleicht doch gut hinschauen, wenn ich bei Anderen Motive vermute, die mir völlig klar sind. Vielleicht kann ich so über mich genauso lernen, wie Harry und Trixi von dem kleinen Kerl, der überhaupt nicht auf die Idee gekommen ist, joggen könnte Spaß machen (statt Fahrrad zu fahren!).