„Danke schön, das alles war nicht selbstverständlich“

meinte ‚unser’ Fifty-fifty Verkäufer heute, als wir uns verabschiedeten. Er wird in einigen Wochen umziehen, hat dort Arbeit, Wohnung, Verwandte – und wie man hört – eine Freundin. Wir wissen, dass er diese Umsiedlung seit Monaten vorbereitet. Die Arbeitsverwaltung muss ebenso zustimmen, wie der Amtsarzt zuvor. Schließlich geht es darum, die Beihilfe sichern zu können für den neuen Arbeitgeber. Das hat er mit Einsatz und viel Geduld hin bekommen – und jetzt ist es bald soweit, der Umzug und das neue Leben warten.

Ich dachte: Wofür der Dank? und Was war nicht selbstverständlich? und Schade, dass er demnächst nicht mehr da sein wird!

Ich hatte mich daran gewöhnt, ihn zu sehen, kurz zu fragen, ob alles in Ordnung sei, es ihm gut gehe und was seine Pläne machten. Man grüßte sich schon von weitem und es gab immer einen Spruch.

Ich hatte mich daran gewöhnt, dass er zum Bild auf der Straße gehörte, dass um ihn herum immer mal Leute standen, mit denen er plauschte, denen er so zu hörte, wie sie ihm zu hörten.

Ich habe verstanden, dass diese Selbstverständlichkeit, die aus der Gewöhnung kommt, auch eine Stabilisierung für ihn war, die ihm wohl gut getan hat. Er hat sie offensichtlich auch so erlebt.

Er war eine Institution in der Fußgängerzone, die sie menschlicher gemacht hat, weniger perfekt und farblos. Eine lebendige Kante neben all den abgeschliffenen Profilen in der Stadt.

Und das bedeutet, dass es richtig ist auch ihm zu sagen: „Danke schön! Das alles war nicht selbstverständlich!“