Inhalt – ist mir doch egal!

„Kennst du das auch, da diskutierst du und diskutierst und hast die guten Argumente – und irgendwann sagt dein Gegenüber: ‚Aber trotzdem!’ und du guckst dumm aus der Wäsche?“, wollte Trixi wissen.

„Genau! Manchmal sagt das Gegenüber auch so Sachen wie ‚Das ist doch meine Sache!’ oder ‚Das entscheide ich und nicht du!’ oder ‚Das gehört mir und des-wegen ist es meine Entscheidung!’ und dann stehst du da mit deiner inhaltlichen Diskussion und deinen guten Argumenten!“, grinste Harry. „Dann hast du wohl auf der falschen Ebene diskutiert und nicht gemerkt, worum es eigentlich ging!“

„Was meinst du denn damit?“, wollte Trixi wissen. „Worum ging es denn, wenn nicht darum, dass die besten Argumente entscheiden?“

„Ich glaube, wenn jemand so diskutiert und solche Sätze sagt, dann beschreibt er die Beziehung, die er zu dir hat oder haben will – und er will sich bestimmt nicht inhaltlich mit dir auseinander setzen!“, meinte Harry. „Da wird die Beziehungsebene definiert und nicht gleichberechtigt um die inhaltlich beste Lösung gerungen!“

„Du meinst, mein Gegenüber gibt mir so zu verstehen, dass er mich als Gesprächspartner nicht gleichberechtigt akzeptiert, sondern dass er macht, was er möchte, meine Anregungen und Argumente dann aufgreift, wenn er will und nicht, weil sie gut sind?“, Trixi fragte ein wenig ungläubig. „Aber das wäre doch ziemlich dumm, sich so zu verhalten, finde ich!“

„Finde ich auch – aber das machen diejenigen ja nicht aus Spaß, sondern weil sie das für sich brauchen.“ Harry dachte nach. „Wenn jemand seinem Gegenüber so deutlich machen muss, dass es egal ist, was er sagt, weil es ausschließlich auf ihn ankommt und das unabhängig von allen Inhalten, dann sagt er auch: ‚Ich bin ein schwaches Kerlchen oder Frauchen und brauche alle Wichtigkeit, die ich mir selber besorgen kann, damit ich wenigstens ein wenig das Gefühl habe, wichtig zu sein und dass es auf mich ankommt. Dabei kann ich keine Rücksichten auf Inhalte und Argumente nehmen.“

„Ja und was mache ich dann mit so jemanden?“, fragte Trixi. „Mit dem kann ich doch gar nicht vernünftig sprechen, geschweige denn argumentieren.“

„Stimmt“, sagte Harry. „Dann lass es auch und probier es auch gar nicht erst, sondern kümmere dich um die Beschreibung eurer Beziehung, damit ihr euch da einig seid. Wenn dir jemand sagt, dass ihn deine inhaltlichen Aussagen nicht interessieren, gibt es keinen Grund, dass du inhaltlich diskutierst. Wenn dir jemand sagt, dass es ihm auf dich nicht ankommt, solltest du das hören und damit umgehen, wie du das richtig findest.“

„Ich finde es verletzend, wenn mir jemand deutlich macht, dass es nicht auf mich ankommt!“ Trixi war sich sicher.

„Dann kannst du das deutlich machen und dafür sorgen, dass diese Verletzungen aufhören“, meinte Harry. „Manchmal weiß der andere aber auch nicht, was er da macht, und dann ist es gut, wenn er überhaupt erstmal mitbekommt, wie die Wirkung auf dich ist!“

„Ich verstehe!“grinste Trixi. „Auf in den Kampf!“